Ratgeber Scheidung 3: Die Dealbreaker

Wenn man eine Ehe eingeht, verspricht man sich in der ein oder anderen Form, dass man zusammenbleiben will, „in Gesundheit und in Krankheit, in Armut und in Reichtum“.

Ein solches Versprechen gibt man nicht leichtfertig ab. Jeder, der eine längere Beziehung lebt, weiß, dass nicht jeder Tag gefüllt ist mit Rosen und Sonnenschein.

Dennoch gibt es Umstände, in denen man eine Trennung ernsthaft erwägen sollte:

1. Physische oder psychische Gewalt:

Ist Ihr Partner Ihnen oder Ihren Kindern gegenüber gewalttätig, sollten Sie zu Ihrem eigenen Schutz nicht in dieser Beziehung sein.

Mißbraucht er Sie oder Ihre Kinder, sollten Sie gehen.

Einen Menschen kann man meiner Erfahrung nach recht zuverlässig mit dieser Faustformel einschätzen:

Der beste Indikator für sein zukünftiges Verhalten ist sein bisheriges Verhalten.

Hat er Sie einmal geschlagen, wird er das vermutlich wieder tun. Egal, wie sehr Sie sich bemühen, ihm keinen „Grund“ dafür zu geben.

Beschimpft und beleidigt er Sie, sagt er Ihnen, wie schlecht und unwert Sie sind, wird dies wieder und wieder vorkommen.

Bleiben Sie bei einem solchen Menschen, stehen die Chancen gut, dass sein Verhalten mit der Zeit schlimmer wird, da Sie ihm durch Ihr Bleiben zeigen, dass er es „mit Ihnen und Ihren Kindern machen kann“.

Setzt sich ein Mensch über einen längeren Zeitraum solchen Situationen aus, geht das eigene Selbstbewusstsein immer mehr verloren, man fühlt sich wertlos und abhängig. Eine Trennung wird dann immer schwerer.

Egal, ob er Sie nach einem Vorfall mit Blumen oder Entschuldigungen überhäuft, ein gewalttätiger Mensch, der sein Problem nicht erkennt und sich nicht behandeln lässt, ist kein Partner für Sie.

2. Süchte:

Ein Mensch, der von Alkohol oder Drogen abhängig oder spielsüchtig ist, hat etwas, das ihm wichtiger ist als sein Partner: Seine Sucht.

Viele Partner von Menschen mit Süchten versuchen, den Süchtigen zu retten.

Das funktioniert in der Regel nicht, sondern drängt Sie in eine Co-Abhängigkeit.

Bleiben Sie bei einem süchtigen Partner, der sich nicht behandeln lässt, steht dieser mit seiner Sucht immer im Mittelpunkt Ihres Lebens. Ihre eigenen Wünsche und auch die Bedürfnisse Ihrer Kinder treten hinter der Sucht zurück.

Dadurch, dass Sie Ihrem Partner den Rücken freihalten, ermöglichen Sie ihm, seine Sucht weiter und länger durchzuhalten, als er das ohne Sie könnte.

Wenn niemand da ist, der für den Süchtigen lügt oder ihm Geld nachschießt, kommt die Talsohle viel schneller und härter als das sonst der Fall wäre. Und damit auch der Moment, in dem er vielleicht erkennt, dass er sein Verhalten ändern muss und Hilfe braucht.

Süchtige gehören meiner Meinung nach dringend in die Hände von Ärzten und Therapeuten.

Besorgen Sie ihm Hilfe, aber halten Sie Abstand zwischen Ihnen selbst und seiner Sucht. Schauen Sie auf sich und kümmern Sie sich auch um das, was Sie brauchen.

3. Längerfristige psychische Erkrankungen:

Unbehandelte psychische Erkrankungen sind die Hölle. Nicht nur für den Erkrankten, sondern auch für seine Familie und seinen Partner.

Klar, jeder hat schlechte Phasen mit depressiven Verstimmungen, trüben Tagen und schlechten Gedanken.

Eine ausgewachsene psychische Erkrankung erreicht aber ganz andere Dimensionen.

Die häufigste Krankheit dürften Depressionen sein.

Ein depressiver Mensch, der sich nicht medikamentös und/ oder psychologisch behandeln lässt, belastet das eigene Glück enorm.

Hat jemand eine Depression, will man ihm helfen, ihn aufmuntern und ihm die positiven Dinge im Leben näherbringen.

Sie werden ihn trotz aller guten Absichten mit solchen Bemühungen meist nicht erreichen, wenn er nicht selbst Hilfe haben will.

Ihm wird es zuviel sein, dass Sie sich um ihn kümmern wollen. Er wird Sie wegstoßen und sich nicht helfen lassen.

Auch in diesem Fall werden Sie früher oder später Abstand brauchen, wenn Sie nicht selbst mit vor die Hunde gehen wollen.

Sorgen Sie dafür, dass Ihr Partner ärztlich und psychologisch betreut wird, lassen Sie ihn bei Selbstmordgefährdung in eine Klinik einweisen, aber halten Sie emotionalen Abstand und schauen Sie auf sich.

Fazit:

In allen drei Situationen, die ich oben beschrieben habe, werden Sie und Ihre Familie Hilfe von außen brauchen.

Holen Sie sich möglichst früh Unterstützung bei Ihren Freunden und Ihrer Familie. Wenden Sie sich an Ärzte, Psychologen, Rechtsanwälte, das Jugendamt und/ oder die Polizei.

Sie müssen solche Situationen nicht alleine durchstehen, wenn Sie sich nicht selbst isolieren und das Verhalten des Partners verborgen halten.

Ratgeber Scheidung 2: Kinder bei einer Trennung

Falls von Ihrer Trennung Kinder betroffen sind, muss geklärt werden, wo diese nach der Trennung und Scheidung leben sollen.

In einer Ehe haben beide Eheleute das gemeinsame Sorgerecht für ihre Kinder.

Das bedeutet, dass alle wichtigen Entscheidungen von den Eltern gemeinsam getroffen werden.

Dies betrifft zum Beispiel die Wahl des Kindergartens und der Schule, die Frage, welche Religion die Kinder haben sollen und ob und welche ärztlichen Behandlungen und Operationen durchgeführt werden.

Auch nach der Trennung und sogar nach der Scheidung behalten grundsätzlich beide Eltern das gemeinsame Sorgerecht.

Dies ist im Sinne der Kinder richtig und wünschenswert, weil man ihnen beide Elternteile erhalten will und sie dies für eine gesunde Entwicklung benötigen.

Von der Paarbeziehung zur Elternbeziehung zu wechseln, ist keine einfache Aufgabe.

Gerade, wenn ich mich mit meinem Partner nicht mehr verstehe und mich von ihm trenne, sehe ich ihn oft nicht mehr als jemanden an, der die richtigen Entscheidungen trifft. Man trennt sich ja gerade auch aus dem Grund, um mit dem Ex nicht mehr ein Team bilden zu müssen.

Wenn Sie Kinder haben, wird Ihr Ex-Partner weiterhin Teil Ihres Lebens sein.

Und das auf nicht absehbare Zeit. Gewöhnen Sie sich daher am besten daran, dass Sie ihn oder sie nicht ganz aus Ihrem Leben löschen können.

Ziehen Sie nicht überstürzt aus!

Wenn Sie Kinder haben, überlegen Sie bitte genau, ob Sie ausziehen und die Kinder beim anderen zurücklassen wollen.

Falls Sie möchten, dass die Kinder dauerhaft bei Ihnen leben, ist das keine gute Idee. Denn mit Ihrem Auszug manifestieren Sie nach außen Ihr Einverständnis damit, dass die Kinder beim anderen Elternteil bleiben sollen.

Das Familiengericht wird zwar immer prüfen, was für das Kindeswohl am besten ist, jedoch könnte Ihnen aus einem Auszug ohne die Kinder „ein Strick gedreht werden“.

Ratgeber Scheidung 1: Vor der Trennung

Als Fachanwältin für Familienrecht begleite ich Menschen, die durch Trennung und Scheidung gehen. Oft werden – meist weit vor dem ersten Anwaltsbesuch – vermeidbare Fehler gemacht. In einer losen Artikelserie erkläre ich Ihnen, worauf es aus anwaltlicher Sicht ankommt.

Wenn in Ihnen bereits seit einiger Zeit der Gedanke reift, dass Sie mit Ihrer Ehe nicht mehr glücklich sind und Sie ein neues Leben beginnen wollen, sind folgende Dinge wichtig:

Handeln Sie nicht überstürzt.

Jemand, der sich trennen will, tut dies meist aus emotionalen Gründen: Man ist sich fremd geworden, hat sich auseinandergelebt, man wird nicht verstanden, die Liebe ist weg.

Da man die Ehe nicht leichtfertig eingegangen ist, hängt man zunächst an ihr, fühlt sich aber immer unglücklicher und unglücklicher. Es kommt zu Streits mit dem Partner, man versöhnt sich, streitet wieder, es wird schlimmer…

Irgendwann ist der Moment erreicht, in dem man sich sagt: „Ich kann nicht mehr und ich will auch gar nicht mehr.“

Wenn Sie an diesem Punkt angekommen sind, wollen Sie einen klaren Schnitt. Dennoch ist es wichtig, dass Sie genau jetzt die Weichen richtig stellen.

Überlegen Sie bitte vor der Trennung genau, wie Sie künftig leben wollen.

Zu diesen Überlegungen gehört, dass Sie sich über Ihre finanzielle Situation Klarheit verschaffen.

Sehen Sie sich all Ihre gemeinsamen Einkünfte, Sparkonten, Bausparverträge und Ähnliches an, um zu prüfen, welches Geld vorhanden ist.

Auch wenn Sie in der Ehe nicht derjenige gewesen sind, der sich um diese Dinge gekümmert hat: Nun müssen Sie sich damit auseinandersetzen.

Es ist auch wichtig, zu wissen, welche Verbindlichkeiten bestehen. Laufen Kredite? Müssen monatliche Raten bezahlt werden? Wie hoch sind die Versicherungsbeiträge?

Erstellen Sie von allen wesentlichen Dokumenten Kopien!

Die Notwendigkeit, alle Unterlagen griffbereit zu haben, kann nicht genug unterstrichen werden. Egal was Sie tun, ziehen Sie auf gar keinen Fall aus der gemeinsamen Ehewohnung aus, ohne Kopien von allen Dokumenten zu haben.

Nehmen Sie auf jeden Fall auch alle Ihre persönlichen Gegenstände mit.