Wenn man eine Ehe eingeht, verspricht man sich in der ein oder anderen Form, dass man zusammenbleiben will, „in Gesundheit und in Krankheit, in Armut und in Reichtum“.
Ein solches Versprechen gibt man nicht leichtfertig ab. Jeder, der eine längere Beziehung lebt, weiß, dass nicht jeder Tag gefüllt ist mit Rosen und Sonnenschein.
Dennoch gibt es Umstände, in denen man eine Trennung ernsthaft erwägen sollte:
1. Physische oder psychische Gewalt:
Ist Ihr Partner Ihnen oder Ihren Kindern gegenüber gewalttätig, sollten Sie zu Ihrem eigenen Schutz nicht in dieser Beziehung sein.
Mißbraucht er Sie oder Ihre Kinder, sollten Sie gehen.
Einen Menschen kann man meiner Erfahrung nach recht zuverlässig mit dieser Faustformel einschätzen:
Der beste Indikator für sein zukünftiges Verhalten ist sein bisheriges Verhalten.
Hat er Sie einmal geschlagen, wird er das vermutlich wieder tun. Egal, wie sehr Sie sich bemühen, ihm keinen „Grund“ dafür zu geben.
Beschimpft und beleidigt er Sie, sagt er Ihnen, wie schlecht und unwert Sie sind, wird dies wieder und wieder vorkommen.
Bleiben Sie bei einem solchen Menschen, stehen die Chancen gut, dass sein Verhalten mit der Zeit schlimmer wird, da Sie ihm durch Ihr Bleiben zeigen, dass er es „mit Ihnen und Ihren Kindern machen kann“.
Setzt sich ein Mensch über einen längeren Zeitraum solchen Situationen aus, geht das eigene Selbstbewusstsein immer mehr verloren, man fühlt sich wertlos und abhängig. Eine Trennung wird dann immer schwerer.
Egal, ob er Sie nach einem Vorfall mit Blumen oder Entschuldigungen überhäuft, ein gewalttätiger Mensch, der sein Problem nicht erkennt und sich nicht behandeln lässt, ist kein Partner für Sie.
2. Süchte:
Ein Mensch, der von Alkohol oder Drogen abhängig oder spielsüchtig ist, hat etwas, das ihm wichtiger ist als sein Partner: Seine Sucht.
Viele Partner von Menschen mit Süchten versuchen, den Süchtigen zu retten.
Das funktioniert in der Regel nicht, sondern drängt Sie in eine Co-Abhängigkeit.
Bleiben Sie bei einem süchtigen Partner, der sich nicht behandeln lässt, steht dieser mit seiner Sucht immer im Mittelpunkt Ihres Lebens. Ihre eigenen Wünsche und auch die Bedürfnisse Ihrer Kinder treten hinter der Sucht zurück.
Dadurch, dass Sie Ihrem Partner den Rücken freihalten, ermöglichen Sie ihm, seine Sucht weiter und länger durchzuhalten, als er das ohne Sie könnte.
Wenn niemand da ist, der für den Süchtigen lügt oder ihm Geld nachschießt, kommt die Talsohle viel schneller und härter als das sonst der Fall wäre. Und damit auch der Moment, in dem er vielleicht erkennt, dass er sein Verhalten ändern muss und Hilfe braucht.
Süchtige gehören meiner Meinung nach dringend in die Hände von Ärzten und Therapeuten.
Besorgen Sie ihm Hilfe, aber halten Sie Abstand zwischen Ihnen selbst und seiner Sucht. Schauen Sie auf sich und kümmern Sie sich auch um das, was Sie brauchen.
3. Längerfristige psychische Erkrankungen:
Unbehandelte psychische Erkrankungen sind die Hölle. Nicht nur für den Erkrankten, sondern auch für seine Familie und seinen Partner.
Klar, jeder hat schlechte Phasen mit depressiven Verstimmungen, trüben Tagen und schlechten Gedanken.
Eine ausgewachsene psychische Erkrankung erreicht aber ganz andere Dimensionen.
Die häufigste Krankheit dürften Depressionen sein.
Ein depressiver Mensch, der sich nicht medikamentös und/ oder psychologisch behandeln lässt, belastet das eigene Glück enorm.
Hat jemand eine Depression, will man ihm helfen, ihn aufmuntern und ihm die positiven Dinge im Leben näherbringen.
Sie werden ihn trotz aller guten Absichten mit solchen Bemühungen meist nicht erreichen, wenn er nicht selbst Hilfe haben will.
Ihm wird es zuviel sein, dass Sie sich um ihn kümmern wollen. Er wird Sie wegstoßen und sich nicht helfen lassen.
Auch in diesem Fall werden Sie früher oder später Abstand brauchen, wenn Sie nicht selbst mit vor die Hunde gehen wollen.
Sorgen Sie dafür, dass Ihr Partner ärztlich und psychologisch betreut wird, lassen Sie ihn bei Selbstmordgefährdung in eine Klinik einweisen, aber halten Sie emotionalen Abstand und schauen Sie auf sich.
Fazit:
In allen drei Situationen, die ich oben beschrieben habe, werden Sie und Ihre Familie Hilfe von außen brauchen.
Holen Sie sich möglichst früh Unterstützung bei Ihren Freunden und Ihrer Familie. Wenden Sie sich an Ärzte, Psychologen, Rechtsanwälte, das Jugendamt und/ oder die Polizei.
Sie müssen solche Situationen nicht alleine durchstehen, wenn Sie sich nicht selbst isolieren und das Verhalten des Partners verborgen halten.